Morgens geht der erste Blick kopfüber zum Fenster - wie ist denn heute das Wetter. Und das sieht dann so aus:
Und zum Glück sieht es wirklich fast jeden Tag genau so aus! Heute wollen wir es ruhig angehen lassen. Denn heute Abend ist BIN - Berlin Independent Night. 5 Clubs und 15 Gruppen für 17 Euro. Die Gelegenheit wollen wir uns nicht entgehen lassen. Das Pendant zum Reeperbahnfestival. Viele Gruppen, die hier auftreten, waren am Vorabend in Hamburg. Aber heute Vormittag radeln wir zum nahe gelegenen Beach Club Paradiso am Goslarer Ufer. Dort gibt es lecker Milchkaffee am Spreeufer. Die Küche hat zu - also besorgen wir uns belegte Brötchen bei einem nahe gelegenen Bäcker. Wunderbar!
Der Tag dort verfliegt - wir gehen am späten Nachmittag nach Hause um uns für den Abend vorzubereiten. Und um 18 Uhr geht es los. Mit dem Rad über Bellevue und dann weiter mit der Bahn. Teasy erzählt mir, dass wir erstmal über Hauptbahhof und Friedrichstraße fahren - dann kommt die Bahn und ist rappeldicke voll. Marathon in Berlin und viele Besucher. Wir trennen uns, weil man 2 Räder nicht in eine Tür hineinbekommt. Die Bahn fährt ab und ich bin drin. Nette Gespräche mit einem Engländer, der seine Jacke in meinem Fahrradkorb ablegt und sich dafür bedankt, eine französische Mutter mit 2 Söhnen und 3 Bayrische Jungs Ende 30, die erstmal gucken, ob mein Rad denn auch in Ordnung ist. Alles lustig. Dann höre ich Friedrichstraße und denke wo ist Teasy? Muss ich hier jetzt raus oder nicht? Wo wollen wir überhaupt hin? Ich frage die Bayern, wenn ich nach Friedrichshain möchte, muss ich dann hier umsteigen. Das ist Friedrichstraße, nicht Friedrichshain, ja, dass weiß ich auch, aber wenn ich nach Friedrichshain.. ja, dann hier umsteigen. Also schnell raus. Komme kaum durch, finde kaum Platz auf dem Bahnsteig, sehe keinen Teasy und gehe dahin, wo ich ihn in der Bahn vermute. Nix!
Die Bahn fährt weg - und ich stehe da. Kein Geld, kein Ticket, keine Ahnung. Und nu? Tja, suche mir erstmal eine ruhige Lücke und fange an zu überlegen. Endstation sollte Warschauer Tor sein, glaube ich. Fahre ich da jetzt hin? Schwarz? Oder fahre ich nach Hause,? Wir haben ja einen Schlüssel für die Wohnung beim Kiosk hinterlegt, weil Lu und Chris heute aus dem Urlaub kommen und selbst keinen Schlüssel haben. Ich guck am besten erstmal, wie ich zum Warschauer Tor komme. Da kommt die nächste Bahn.
Und Glück gehört auch dazu. Genau an der Stelle wo ist stehe geht die Tür auf und da steht Teasy drinnen. Das gibt es doch gar nicht. Er ist nicht mehr mit in die Bahn davor reingekommen. Er pfeift kurz und ich aber nix wie ab in den Zug. Mann sind wir froh. Er sagt noch, er hatte mir erzählt 7 Stationen insgesamt usw. Aber da hab ich nicht so zugehört. Ist ja im Normalfall auch nicht so wichtig.
Warschauer Straße steigen wir aus, denn es gibt diese und das Frankfurter Tor... Viele, viele junge Menschen.
Rechts hinter dem Bahngelände auf einem riesigen, verfallenen Fabriksgelände liegen zwei der Clubs für die Indienight. Wir wollen uns alle zumindest einmal kurz ansehen. Vor dem Astra-Club stauen sich die Menschenmengen obwohl schon längst geöffnet sein müßte. Ins Cassiopeia kommen wir rein und werden gefragt, ob wir dazugehören. Nö. Dann bitte wieder raus. Da geht es erst später los. Aber gesehen haben wir den schonmal. Probieren es nochmal im Astra - da soll später Casper spielen, ein HipHopper, der zur Zeit recht angesagt ist. Ist eh nix für uns.
Also radeln wir über die Warschauer Brücke und dann über die Oberbaumbrücke nach Kreuzberg rüber in den Magnet-Club. Toller Laden und durch die Hintertür kommt man auch rüber in den Comet-Club. Da spielen schon Kid Dakota - eine zauberhaufte Geigerin die barfuß tanzt und ein Gitarrist. Wirklich ganz tolle Musik. Wunderbarer Anfang für den Abend. Danach SCUM eine ganz wilde Band aus England im 60ies Style. Dann wechseln wir rüber ins Lido weil wir dort 2 Gruppen sehen wollen. Auch ein toller Schuppen. Ein altes riesengroßes Kino mit schöner Bühne und Glitzerkugel. Völlig leer ( also von der Möblierung her, viele Menschen sind schon da) und viel Platz zum Tanzen.
Es spielen noch Team Me - eine Art Alice in Wonderland mit tollen Trommlern und dann kommen Handsome Furs. Ein schmuddeliger Serge Gainsbourgh Gittarist mit einer Furie von Frau am Drum-Computer. Gemeingefährliches Biest würde ich sagen. Auch barfuß. Das spart ja als Trend enorme Ausgaben für Schuhe.
Zum Abschluss Miss Li, die wirklich Pop-Perlen fabriziert hat, diese auf der Bühne aber als ganz große Musik "mit alles" zum Besten gibt. Und wirklich zum Besten! Ganz großartige Musiker, die gerne auf der Bühne stehen, Spaß haben und alles geben. Vom Bläser ( Saxophon ) über den (Contra-) Bassisten zum Drummer . Mordssound. So muß ein Konzert sein. Der Saal bebt. Alles tanzt. Grandioser Abschluss. Danach Disco.
Wir bleiben noch einen Moment und fahren dann nochmal zurück über die beiden Brücken, um den Astra-Club doch noch zu sehen. Unterwegs eine Tunnelunterführung aus der Musik wabert. Typ God Speed You....da stehen 3 Jungs mit Orgel, Schlagzeug und Gitarre und machen die Musik, von der man im Konzert träumt. Es wabert, der Sound im Tunnel ist bombastisch und ca. 70 Leute stehen begeistert drum rum. Wir bleiben eine Weile und sind es ebenfalls.
Das Astra hat zu. Da ist nix mehr. Der Suicdal Club nebenan hat noch auf - aber der gehört heut nicht zum Programm. Noch einen Döner Ecke Revaler Straße. Betrieb wie auf der Reeperbahn. Nur nicht ganz so junge Leute. Aber auch hier viele hacke.
Die Bahn bringt uns zurück und um 4 sind wir dann auch schon im Bett. Das war ein toller Abend!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen