Dienstag, 13. September 2011

East Side - Kreuzberg

Das tolle angekündigte Wetter ist tatsächlich so. Sehr windig zwar, aber sonnig und schön. Wir frühstücken heute in der Arminius-Markthalle gleich hier um die Ecke. Eine wunderbare alte Markthalle, die eine interessante Mischung aus Kalle's Imbiss und Kunstwerken anbietet. Preise für Lebensmittel, als sei Inflation ein Wort aus einem Science-Fiction Film. Kokosberger (dick, schwer, lecker) 50 Cent, Mohnkuchen 80 Cent, Brötchen 7 Cent, Kümmelstange 20 Cent. Kaffe 70 Cent ( wird auf Wunsch nochmal nachgeschenkt). Da lohnt sich das Selbermachen gar nicht und man hat dazu auch noch diese wunderbare Atmosphäre. Zum Mittag ähnlich Bratkartoffel mit Spiegeleiern 3 Euro. Wo gibt es denn sowas noch. Die sehen uns wieder !



Danach  sind wir gestärkt und schwingen uns auf's Rad Richtung East-Side-Gallery. Immer die linke Seite der Spree entlang. Dabei kommt man von ganz alleine an so vielen beeindruckenden Sehenswürdigkeiten vorbei, dass man erkennt wo der Unterschied zwischen einer schönen Stadt und einer Haupt- oder Weltstadt liegt. Ist 'ne andere Nummer. Nicht unbedingt schöner - aber mehr, größer, imposanter.

Also die schöne Spree entlang, vorbei am Regierungsviertel, Reichstag, dann die Museen mit prächtigen Gebäuden. Aber umhauen tut einen der Berliner Dom. Enorm, prächtig, beeindruckend. Der könnte auch in Rom stehen oder in Paris. Kraftstrotzend. Durchs Nikolaiviertel mit schicken Lokalen und am Wasser ab Friedrichstraße ein Café neben dem anderen. Pariser Flair. Sehr charmant. Es bleibt wunderschön bis zur Mühlendammschleuse. Danach ist alles irgenwie ganz anders. Es bleibt auch genau so. Wenig ansprechend, große Straßen, Industrie, wenig Menschen, Farblosigkeit.

Bis zur East-Side-Gallery. Ein Mauerstück von 1,6 km Länge, von Künstlern bemalt. Noch einmal mehr stellt sich das Gefühl ein, dass eine Mauer mehr ist als eine Mauer und dass man Menschen nicht einfach so einsperren kann. Vermittelt ein beklemmendes Gefühl. Der Blick auf die Spree zubetoniert. Die Bürger Gefangene des eigenen Staates. Aber der Kapitalismus obsiegt auch hier und so wurden aus den spärlichen Mauerresten noch einmal 2 Platten entfernt, um für die O2- Arena einen Fähranleger zu ermöglichen. Immerhin gibt es dort an der Spree auf einem Boot ein ganz prima Hostel. Das kann man sich merken
http://www.eastern-comfort.com/.

Da wir unser Ziel erreicht hatten, wollten wir uns im "Oststrand" stärken. Aber - der Beachclub ist seit 11.9. geschlossen. Genau wie eine Kunstausstellung, die wir unterwegs gesehen haben. Seit März offen - aber nur bis 11.9. Da nähme ich doch lieber den September mit als den März. Außerdem ist Berlin jetzt eine Ganzjahres-Touristenstadt.



Aber wir hatten Glück, der Beachclub nebenan, das Strandgut hatte noch geöffnet. Ab auf die Lounge-Liege, Blick auf's Wasser, Berliner Weiße (grün) und Pause. Der Weg war weit hatte sich aber gefühlsmäßig nicht gelohnt. In der Pampa, Industriegebiet. Nun ja. Über die wunderschöne Obenbaum-Brücke kreuzten wir rüber nach Kreuzberg und wollten auf der anderen Spreeseite retour. Sind wir aber nicht - sondern quer durch Kreuzberg.


Ist das toll! Da tobt das Leben. Schanze hoch 10 vor 10-15 Jahren. Colle Läden, prima Kneipen, eine neben der anderen. Wir haben Wasser dann Wasser sein lassen und sind querfeldein weiter. Oranienstraße, Wrangelstraße - alles wunderbar. Da muss man mit Zeit, zu Fuß und mit etwas Kleingeld nochmal wiederkommen. Gemischtwarenladen und Revolutionsbedarf:



Auf dem weiteren Weg entdeckten wir noch den Luisenstädter Kanal, der zugeschüttet wurde, weil er verschlammte, dann Grenzstück war, nochmal mit Trümmern verfüllt wurde und nun freigeschaufelt - im ehemaligen Kanalbett - ein toller Park ist. Ebenso wie der nächste Park in dem die Luistenstädter Kirche gestanden hat, die auch abgerissen wurde, weil dort Grenzbereich war. Über Potsdamer Platz (häßlich, mißglückt und voll verplant) und Tiergarten dann wieder zurück zur Markthalle.

Dort mit Abendbrot ausgerüstet und lecker gespeist in unserem Zimmer. Dann erstmal Nickerchen - so viel Radfahren strengt doch an. Tja und das war's für heute. Viele, viele Eindrücke. Morgen wohl ein Pausentag.
Mal gucken.

1 Kommentar:

  1. wow, das ist ja toll, wenn man bei anderen leuten blog lesen kann :)
    wusste garnicht, dass ihr so 1A städte'touristen' seid! macht ihr richtig gut und genau richtig.
    wahrscheinlich habt ihr schon mehr von berlin gesehen und erlebt, als wir!
    aber seit wann ist euch denn der sinn für industriecharm abhanden gekommen? die flaniermeile zwischen regierungsviertel und alex ist durch sturzelangweilig (wenn auch beim ersten mal vllt beeindruckend). aber danach fängt doch das leben an ;-)
    kreuzberg toll finden ist erlaubt, aber nur solange moabit in allen ehren gehalten wird!
    viele dank für diesen sehr humorvollen beitrag! das macht ihr gut, weiter so! bis bald,
    shiri

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