Nach 4,5 Stunden sind wir komischerweise schon hellwach. Eigentlich möchte ich weiterschlafen, Teasy hingegen los. Das Wetter ist toll - und ich will ja nix verpassen. Also hepp!! Los geht's. Was machen wir heute?
Wir entscheiden uns für das alte Westberlin.
Als erstes begegnet uns morgens ein Sperrmüll-Markt am Ottopark. Findet 2 x im Jahr statt. Im September und dann wieder im Mai. Man bringt was man nicht mehr braucht, andere gucken, ob sie es brauchen. Und abends geht der Rest ins Müllauto. Das alles mit Kaffee und Kuchen und Würstchen. Tolle Idee! Und unser Motto für den Tag.
Frühstück unterwegs im Promo - sehr feinschmecker, sehr fein und sehr schmecker! Wir sitzen in draußen, teilweise in der Sonne. Wieder ein wundervoller Tag. Wirklich wie Sommerurlaub. Und diese Straßenecke, 3 Minuten von uns zählt zu Charlottenburg und ist sofort ganz anders. Gut bürgerlich, andere Menschen, heile Häuser, Harvestehude.
Über die Gotzkowsky, geradeaus Richtung Kantstraße. Die fahren wir dann von Savignyplatz (sehr hübsch, sehr fein) bis ganz oben. Wußte nicht, dass so eine große Straße ist. Am Anfang Chinatown, sehr viele Chinaläden (riecht nach Jugend: Räucherstäbchen) und viele Chinalokale. Noch echte alte Fachgeschäfte wie "Korsett Engelke", Kurzwaren und Eisenhöker. Die ganze Kantstraße lang ein Geschäft neben dem anderen.
Zwischendrin springt Teasy sein Hinterrad fast raus und verkantet sich. Mit der U-Bahn nach Hause? Wäre schade. In der Schlüterstraße finden wir ein sehr, sehr nettes und tolles Fahhradgeschäft, die haben zwar keine Zeit, geben aber Werkzeug und Hinweis, was zu tun ist. Danach können wir weiter.
Am Ende geht die Kantstraße über in die Neue Kantstraße und führt uns in den Park am Lietzensee. Großer See, sehr schön, viele Spielplätze, viele Kinder, viele Hunde, sehr belebt, mit Kapelle und Geburtstagsfeiern. 2 Kugeln Eis und eine kleine Pause.
Von dort aus wollen wir zum Funkturm. Also rüber über die Stadtautobahn, die S-Bahnschienen und da sind wir im "echten Westen". Ist das häßlich, dreckig, kaputt! Wer Depressionen wünscht, sollte zum Messezentrum gehen.
Wir gucken uns den Funkturm an und informieren uns. Der ist ja schon 1926 fertiggestellt worden und ist wirklich so schön wie der Eifelturm. Erst wollen wir nicht, dann doch: rauf. Mit dem gläsernen Fahrstuhl geht es 4 m pro Sekunde nach oben.
Das ist nicht ohne, wie auf dem Dom, kitzelt im Bauch und oben angekommen hat man erstmal eine Weile das Gefühl, alles schwankt. 125 Meter ist schon ganz schön hoch. Man hat einen weiten Blick über Berlin und darüber hinaus. Über Stahltreppen kann man auch noch ins Freie. Auch da hat man das Gefühl, der Turm schwankt. Der Fahrstuhl bringt uns doch heil wieder hinunter.
Wir durchqueren die andere Hälfte des Lietzensee-Parks und radeln zum Kurfürstendamm. Den habe ich von meinem letzten Berlin-Besuch sehr schlecht in Erinnerung und bin überrascht, wie sehr heile Welt das hier scheint. Großbürgerliche Häuser mit imposanten Fassaden, kleinen Türmchen, schnieke, breite Straßen. Das ist der erste Teil - dann kommt die Luxus-Meile mit Guccci, Prada, Saint Laurent. Keiner fehlt. Wie auf den Champs-Elysées sitzen die Leute in großen Straßencafés und lassen sich begucken. Kleine weiße Hunde, große dunkle Autos. Mercedes, Jaguar und ein gelber Maserati Testosteroni mit einer Gesamthöhe von 35 cm heult vorbei. Arme Sau.
Ab Bleibtreustraße wird es noch sehr viel voller und wir sehen Karstadt, C+A, H+M, Kik, Pimkie. Hier ist es etwas anders.Sehr laut, drängelig, schmuddelig - wir möchten nur noch schnell raus. Kurz noch die Gedächtniskirche angucken und wech hier. Aber wir finden die Kirche nicht. Ist ja auch egal, kann ab er nicht angehen. Bis wir feststellen, die wird anscheinend renoviert und ist so verkleidet, dass sie aussieht wie ein Bürohochhaus. Clever gemacht, 1A Tarnung.
Am Zoo vorbei und am Zoo-Palast (wird der abgerissen? die ganze Ecke liegt in Schutt und Asche) und ab ins Grüne, ist ja nich auszuhalten hier. Die Spree entlang Richtung Moabit. Da ist es gemütlich.
Zum Abschluss gibt es an der Markhallt in der Zuftwirtschaft ein lecker Abendessen. Matjes mit Bratkartoffeln, Tapas aus der Märkischen Gegend (lecker!) und selbstgebrautes Bier. Um 20.30 Uhr sind wir zuhause und um 21.00 Uhr schlafen wir. Mal wieder völlig erledigt. So geht das nicht weiter! Ist doch auch Urlaub.
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